Seit November lagen im Stadtgebiet so genannte Geophone an markierten Mess-Stellen aus. Die Firma Vulcan Energy hat seismische Messungen zur Erkundung vorgenommen. Um weitere Informationen über dieses Projekt zu erhalten, waren Vertreter der Firma auf Einladung der CDU Ladenburg im Domhofsaal zu Gast.

Zu Beginn der Veranstaltung freute sich der Vorsitzende unseres Stadtverbands, Tillmann Jahn, viele Interessierte im sehr gut gefüllten Domhofsaal begrüßen zu dürfen. Von Vulcan Energie durfte er neben Herrn Thomas Bening, dem Regionalleiter für die Kurpfalz und Baden, Herrn Lucas Gehringer, dem Regionalleiter Ortenau, auch einen der beiden Gründer der Firma, Herrn Dr. Horst Kreuter, begrüßen.

In seiner Einleitung wies Tillmann Jahn darauf hin, dass bei Diskussionen über Geothermie immer sowohl über Chancen als auch Risiken gesprochen wird und die Anwesenden auf die kommenden Ausführungen sehr gespannt sind. Nach einem Grußwort des Bürgermeisterstellvertreters Günter Bläß begann Dr. Horst Kreuter dann mit seinem Vortrag.

Zuerst stellte er die Firma Vulcan Energy vor, die 2018 in Australien gegründet wurde mit dem Ziel, Lithium CO2-neutral herzustellen. Mittlerweile gibt es auch einen deutschen Ableger, die Vulcan Energie Ressourcen GmbH. Für die CO2-Neutralität ist Geothermie notwendig. Und wie Untersuchungen ergaben, ist der Oberrheingraben eine der besten Regionen weltweit, Lithiumförderung und Geothermie zu kombinieren. Gründe dafür sind unter anderem hohe Lithiumkonzentration, ein großes Reservoir, hohe Fließrate des Wassers in den Thermalquellen, die sich in 2.500-4.500 Meter Tiefe befinden, gute Verkehrsanbindung und Abnehmer für Fernwärme in der Nähe. In dieser Kombination ist der Oberrheingraben laut Aussagen von Dr. Kreuter einmalig auf der Welt.
Aktuell betreibt Vulcan eine Pilotanlage in Insheim und plant eine größere Demo-Anlage in Landau. Aufgrund der vielversprechenden Perspektiven hat das börsennotierte Unternehmen schon einige Verträge sowohl mit Lithium-Abnehmern wie Stellantis, VW, Renault oder auch der LG Group auf der einen Seite, und Fernwärme-Versorgern wie der MVV auf der anderen Seite abgeschlossen. Die Förderung ist ab 2025/2026 geplant.
Bis dahin werden in der Region weitere seismische Untersuchungen, wie sie auch in Ladenburg durchgeführt wurden, stattfinden. Die Ergebnisse der Untersuchungen in Ladenburg stehen noch aus, sie werden in den kommenden 4 Monaten erwartet. Auf Basis dieser Ergebnisse ergeben sich die optimalen Standorte für Bohrplätze und Produktionsstätten. Dort werden dann in Abstimmung mit den Grundstückseigentümern bzw. nach Kauf der Grundstücke die entsprechenden Anlagen errichtet.

Auf den sehr informativen und spannenden Vortrag folgte eine intensive Fragerunde.
Eine Auswahl fassen wir hier zusammen:

Frage: Wie sind Schäden versichert?
Antwort: Durch Einsatz von 3D-Seismik werden Gegenden mit stabilem Untergrundaufbau und hoher Wasserdurchlässigkeit ausgewählt. Dadurch gibt es keinen Druckaufbau, das Wasser kann einfach abfließen. Weiterhin ist ein Überwachungssystem verfügbar, das die Bewegungen des Untergrunds protokolliert - der Oberrheingraben ist ja seismisch noch aktiv. Bei stärkeren Schwingungen wird die Förderung pausiert. Werden von Anwohnern Schäden gemeldet, gilt das Bergrecht, die umgekehrte Beweispflicht. Vulcan muss also nachweisen, dass ein Schaden NICHT von der Lithiumförderung kommt. Die Versicherung greift auch, wenn Vulcan insolvent gehen würde. Als weiteren Fallschirm gibt es die Bergschadensausfallkasse, die allerdings seit ihrer Gründung noch nie in Anspruch genommen werden musste.

Frage: Warum gibt es bei der existierenden Geothermie-Anlage in Landau immer wieder Probleme?
Antwort: Der Untergrund wurde damals noch mit 2D-Technik untersucht und somit einige Schwachstellen nicht erkannt. Die heutige 3D-Technik ist deutlich besser und sorgt dafür, geeignete Standorte zu identifizieren.

Frage: Was machen die bisher existierenden Geothermie-Anlagen in Landau und Insheim?
Antwort: In beiden Anlagen wird bisher (nur) Strom produziert. In Insheim werden jetzt auch Wärmeleitungen verlegt.

Frage: Wo genau wird denn in bzw. bei Ladenburg gebohrt?
Antwort: Die 3.000 Geophone haben viele Daten geliefert. Bis diese ausgewertet sind, dauert es noch etwas. Die Bohrungen werden aber aller Voraussicht nach nicht direkt in Ladenburg stattfinden. Die Anlagen werden aber nah genug sein, um Ladenburg mit Fernwärme zu unterstützen.

Frage: Wie werden die Grundstücke ausgewählt?
Antwort: Auf Basis der Untersuchungen werden die besten Standorte für Förderung von Thermalwasser identifiziert. Dabei kann der oberirdische Standort in einem Radius von 1.5km um die unterirdische Quelle angelegt werden. So können bestimmte Bereiche wie Wohngebiete oder Naturschutzgebiete ausgespart werden.

Frage: Ist Lithiumförderung mittel- und langfristig wirtschaftlich, gibt es nicht schon Ersatzstoffe in Aussicht?
Antwort: Lithium ist sehr leicht, 3 mal leichter als Natrium. Weit fahren und schnell laden geht mit Lithium am Besten. Die weltweiten Investitionen in Lithium-Technologie zeigen, dass Lithium noch eine Weile bleiben wird.

Frage: Wie groß ist eine produktive Anlage? Wie sehen die in der Landschaft aus?
Antwort: Es wird mehrere Bohrstellen geben (50m Bohrturm für 3 Monate, Flächenbedarf 100x100m), die zu zentralen Lithiumgewinnungsanlagen leiten.

Frage: Wie ist Gesamtpotential für Geothermie und Lithium im ORG (Oberrheingraben)?
Antwort: Das geförderte Lithium kann bis zu 100% der in Deutschland sowie 25% der in Europa produzierten Batterien versorgen. Geothermie kann einige Gemeinden, aber auch Städte wie Karlsruhe und MA mit Geothermie versorgen.

Frage: Wie kommen Sie an Grund und Boden, wo sie Bohren?
Antwort: Das ist ein mehrstufiger Prozess. Wenn ein Reservoir gefunden wurde, kann im Radius von 1.5 km die Bohrstelle errichtet werden. Der Grund kann dabei in Privatbesitz sein, der Stadt oder dem Land gehören.

Frage: Mannheim hat ein Fernwärmenetz mit guter Infrastruktur. Wie kommt Fernwärme in die Ladenburger Altstadt?
Antwort: Bundesregierung hat Gesetz und Förderprogramm für effiziente Wärmeförderung, das auch für Ladenburg Förderung bereitstellen sollte. Die Leitungen müssen verlegt werden, d.h. Straßen müssten aufgerissen werden. Wenn die Fernwärmeleitungen verlegt sind, kann jahrzehntelang Fernwärme geliefert werden.

Frage: Ist der Preis für Lithium weltweit wettbewerbsfähig?
Antwort: Durch die Kombination mit Geothermie ist der Preis sehr wettbewerbsfähig.

Frage: Wie wird der Preis für Wärme Geothermie gegenüber den aktuellen Gaspreisen sein?
Antwort: Es wird ein stabiler Preis sein. Vermutlich am unteren Ende der aktuellen Preise, bei 35-40€ pro Mwh.

Weitere Informationen gibt es bei diesen links (zum Teil hinter einer Bezahlschranke):

Klimaneutrale Wärme und Lithium - Aus der Region für Deutschland (Seite von Vulcan Energie)
Vulcan Energy Resources treibt sein Lithium-Projekt in Deutschland voran
Vulcan Energy: Stellantis investiert Millionen in Lithium aus Thermalwasser
LAZ: Vulcan legt Geophone in der Region aus
SWR Wissen: Lithium-Hype am Rhein: Chance oder Risiko?
MM: Messungen zu Geothermie in der Region
RNZ: Wie Lithium aus Erdwärme entsteht
Bundesverband Geothermie: Hardt - Geothermieanlage

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